Einsatzübung "Waldbrand" der Feuerwehren Herzogenaurach
Zur Eröffnung der alljährlichen Feuerwehraktionswoche führte die Freiwillige Feuerwehr Herzogenaurach am Samstag, den 11. September 2021 eine größere Einsatzübung zusammen mit einigen Stadtteilen durch.
Beübt sollte das Waldgebiet „Birkenbühl“ zwischen Hammerbach und Beutelsdorf werden, um im Ernstfall die Gegebenheiten, Zufahrtswege und einsatztaktischen Möglichkeiten zu kennen.
Die Feuerwehr hat immer mehr mit Extremwetterereignissen zu tun, ob Starkregenereignisse oder Trockenperioden. Daher ist es wichtig, auf die daraus resultierenden Gefahren gut vorbereitet zu sein.
Eine Gruppe erfahrener Feuerwehrmänner – unter anderem dem stellvertretenden Kommandanten der Herzogenauracher Wehr, Sebastian Hagen – initiierte diese unangekündigte Übung im Vorfeld. Nach einigen Treffen in enger Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung Herzogenaurach unter Leitung von Heike Grumann, sowie dem Forstbeauftragten der Waldbesitzervereinigung Hannberg Fabian Grziwa, konnte man die Vorstellungen der Maßnahmen und Möglichkeiten zur Umsetzung im Wald definieren und abstimmen.
Als Ziel der Übung plante man den Einsatz von Strahlrohren zur Brandbekämpfung und der nötigen Wasserförderung und -Bevorratung über lange Schlauchstrecken in unwegsamem Gelände. Auch das Befahren von Waldfuhren für Tanklöschfahrzeuge, welche Löschwasser im Pendelverkehr heranschaffen sollten, wurde im Vorfeld abgesprochen und definiert. Der Einsatz von Motorsägen war angedacht, um fiktive Schneisen zur Eindämmung eines potenziellen Wipfelfeuers zu errichten. Hierfür konnten einige Bäume durch die Forstbehörde ausgewählt werden, die zur Fällung vorgesehen waren.
Die Integrierte Leitstelle Nürnberg alarmierte eine erste Abordnung der Herzogenauracher Wehren am Samstag, den 11. September um 08:45 Uhr zum Übungsalarm. Das Stichwort und das Szenario kannte im Vorfeld niemand der eingesetzten Kräfte.
Alarmiert wurden in erster Instanz die Feuerwehren Herzogenaurach, Hammerbach, Haundorf-Beutelsdorf, Steinbach und Niederndorf. Nach und nach rückten die Einheiten an. Der Einsatzleitwagen besetzt mit Zugführer Martin Maes und einer Fahrerin als Führungsassistentin steuerte in Richtung Parkplatz an der Verbindungsstraße zwischen Hammerbach und Beutelsdorf. Von dort aus wurden die Gegebenheiten erkundet und die anrückenden Fahrzeuge koordiniert. Anfahrt auf Sicht hieß es für einige Einheiten, die den direkten Weg zum fiktiven Waldbrand signalisiert mit Übungsrauch suchten. Für andere hingegen wurde ein Bereitstellungsraum am Flugplatz südlich des Waldgebietes angeordnet, um die anrückenden Fahrzeuge gezielt abrufen und einsetzen zu können. Die Einsatzleitung, die Ihren Standort in gewissem Abstand zum Brandherd wählte, installierte eine Lagekarte, welche die Örtlichkeit mit allen wichtigen Daten und geographischen Gegebenheiten darstellt. Wetterdaten und Windrichtung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für einsatztaktische Maßnahmen.
Während die Feuerwehr Hammerbach nach kurzer Zeit Ihr Löschfahrzeug mit 600 Liter Wasser an Bord nahe der Brandstelle positionierte und mit sparsamen Löscharbeiten begann, kamen weitere Kräfte zur Unterstützung nach. Ein Tanklöschfahrzeug mit knapp 4000 Litern sorgte rasch für Nachschub. Die Planer der Übung fungierten als Beobachter und versorgten die Führungskräfte vor Ort mit sich ständig ändernden Situationen. So nahm man an, dass sich das Bodenfeuer minütlich in Windrichtung Norden ausbreitete.
Eine Nachalarmierung erfolgte bereits nach 15 Minuten zur Erweiterung der Einheiten. Die Alarmierung erfolgte ebenfalls wie im Ernstfall über Sirenenalarm weiterer Ortsteile. Auch die Werkfeuerwehr Schaeffler wurde hinzugezogen.
Es galt eine nahezu unerschöpfliche Wasserversorgung zu errichten, um die kontinuierliche Brandbekämpfung sicherstellen zu können. So wurden faltbare Auffangbehälter errichtet, die mit Wasser gefüllt als Puffer dienten. Dort wurde das Löschwasser abgepumpt und durch mehrere Strahlrohre sparsam, aber effektiv abgegeben. Befüllt wurden diese Behälter kontinuierlich durch Löschfahrzeuge im Pendelverkehr. Allein die Koordination der Fahrzeuge auf den einspurig befahrbaren Waldwegen stellte sich als Herausforderung dar. So musste ein Rundweg durch den Wald freigehalten werden, sodass die wasserführenden Fahrzeuge auch wieder zum Betanken herausfahren konnten. Die Übung nahm man als Anreiz für ein erprobtes Konzept, welches für das Waldgebiet erstellt werden soll. Nachdem das Bodenfeuer zu einem Wipfelfeuer überschlug, wurden weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Brandausbreitung getroffen.
Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft
Inzwischen waren alle verfügbaren Ortsteile ausgerückt und auch die FF Herzogenaurach war mit sämtlichen Löschfahrzeugen mobilisiert. Hier erklärte sich die befreundete Feuerwehr aus Höchstadt / Aisch mit einem Hilfeleistungslöschfahrzeug samt kompletter Besatzung bereit, an diesem Samstagvormittag eine sogenannte Gebietsabsicherung zu stellen. Um im Alarmfall schnelle Hilfe gewährleisten zu können, stand eine Gruppe von 9 Feuerwehrdienstleistenden aus Höchstadt bereit, welche die Übung während der Einsatzbereitschaft von außen beobachteten. Ein medizinischer Notfall in Münchaurach machte die Gruppe über Funk aufmerksam, wo eine leblose Person gemeldet war. Hier wurde die zuständige Feuerwehr als „First Responder“ alarmiert, weil derzeit kein regulär verfügbares Einsatzmittel des Rettungsdienstes nahe genug zur Verfügung stand. So übernimmt zeitweise die Feuerwehr die medizinische Erstversorgung bis zum Eintreffen des Notarztes. Die Kameraden aus Höchstadt, zusammen mit der Drehleiterbesatzung aus Herzogenaurach machten sich kurzerhand nach Absprache mit der Leitstelle auf den Weg und konnten allesamt eine Reanimation fortführen, bis Minuten später der Rettungsdienst eintraf. Leider konnte die Patientin höheren Alters dennoch nicht mehr wiederbelebt werden. An diesem Tag war „Welttag der Ersten Hilfe“, ein Omen für diesen Einsatz, leider jedoch ohne Erfolg.
Die Übung wurde parallel fortgeführt und es entstanden neue Herausforderungen, welche die Übungsleitung verkündete.
Bäume mussten gefällt werden, um eine Schneise zu erzeugen. Hier kamen ausgebildete Motorsägenführer der Feuerwehr zum Einsatz. Einsatzabschnitte mussten nun gebildet werden, welche durch die Einheitsführer vor Ort geleitet wurden. Jedem Einsatzabschnitt sind bestimmte Aufgaben zugeteilt, die im Zusammenspiel das Einsatzziel zum Erfolg bringen sollen. Im ständigen Kontakt mit der Einsatzleitung wurden die Maßnahmen situationsbedingt abgestimmt.
Die Werkfeuerwehr Schaeffler schaffte einen speziellen Großraumlüfter heran, der mit einer Wassernebeleinrichtung auch zum Löschen von Bränden eingesetzt werden kann. Auf einem Anhänger verbaut, bringt der Hochleistungslüfter das aus Düsen vor dem Propeller austretende Wasser auf eine Wurfweite von knapp 70 Metern in Form von Wassernebel.
Im weiteren Verlauf galt es nach der Annahme eines verunfallten Sportflugzeugs am Waldrand Nahe des Flugplatzes, Personen zu retten und einen weiteren Brand zu bekämpfen. Einheiten mussten von Nord nach Süd verlagert werden. Hier wurde eine ausgeschlachtete Fahrzeugkarosse als Objekt dargestellt, welche im Buschwerk des Waldrandes schwer zu erreichen war. Eine letzte Herausforderung, auf die jedoch rasch reagiert werden konnte.
Das Übungsende wurde dann über Funk an alle eingesetzten Kräfte um 11:45 Uhr bekannt gegeben, wonach die umfangreichen Aufräumarbeiten benutzter Schläuche und Gerätschaften begannen. Im Anschluss versammelte man sich in der Feuerwache Herzogenaurach zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft, nachdem die fleißigen Feuerwehrmänner und -Frauen mit warmen Würstchen im Brötchen auf die Hand, sowie Getränken versorgt wurden.
In die nahezu unangekündigte Einsatzübung eingebunden waren gut 70 ehrenamtliche Feuerwehrdienstleistende der Feuerwehren Herzogenaurach, Hammerbach, Haundorf-Beutelsdorf, Steinbach, Hauptendorf, Niederndorf und der Werkfeuerwehr Schaeffler. Eine Besprechung zur Nachbearbeitung der Übungsresultate wird es unter den Führungskräften geben. Die Erfahrungen diesbezüglich werden für ein Konzept genutzt, welches künftig für genauer definierte Einsatztaktik im Waldgebiet sorgt.
Die Feuerwehr, als auch die Beteiligten der Forstverwaltung waren sich beide bereits im Vorfeld einig: Es ist wichtig, dass die Feuerwehr im Ernstfall zum Schutz der Wälder bestens gerüstet ist.
Bericht / Bilder: KBM S. Weber, Leiter Pressestelle Kreisfeuerwehrverband Erlangen-Höchstadt e.V.