Stabsübung zum neuen Flächenlagenkonzept
Baiersdorf: Bevor unter Umständen der Übungsbetrieb bei den Feuerwehren pandemiebedingt in den nächsten Wochen oder Monaten wieder reduziert werden oder ganz entfallen muss, fand am Samstag den 17. Oktober eine mehrstündige Stabsübung zum Thema "Flächenlagenkonzept" des Landkreises Erlangen-Höchstadt statt, bei der die Anfang August etablierte neue Führungsstruktur der Feuerwehren bei vielen gleichzeitig anfallenden Einsätzen getestet wurde.
Auch die Fachberater des Technischen Hilfswerks, des Bayerischen Roten Kreuzes, des Arbeiter-Samariter-Bundes sowie Mitarbeiter des Landratsamtes waren dazu nach Baiersdorf gekommen, um die Bewältigung dieser angenommenen Lage zu beobachten und auch aktiv in ihren Funktionen mitzuwirken. Ein hohes Maß an Realität erhielt die Übung durch die Tatsache, dass sowohl der Lagedienst als auch der Funkraum der Integrierten Leitstelle Nürnberg (ILS) während der gesamten Dauer mit in die Übung eingebunden waren.
Angenommen wurde, wie im August 2020 real passiert, ein Starkregenereignis im westlichen Landkreis, das die Stadt Herzogenaurach und die umliegenden Gemeinden schwer traf. Aufgrund einer Vielzahl von eingehenden Notrufen alarmierte die ILS neben den Feuerwehren der zuerst betroffenen Orte in Abstimmung mit Kreisbrandrat Matthias Rocca die bei einem derartigen Szenario vorgesehenen Führungsdienstgrade des Kreisbrandinspektion und die Unterstützungsgruppe "Örtliche Einsatzleitung" des Katastrophenschutzes sowie die örtlich zuständige Unterstützungsgruppe "Feuerwehr-Einsatzleitung" aus Herzogenaurach. Während letztere im Ernstfalleinsatz vor Ort tätig werden würde und nur die landkreisweite Gesamtkoordination von Baiersdorf aus erfolgen würde, nahmen bei dieser Übung alle Komponenten räumlich getrennt im Feuerwehrhaus Baiersdorf ihre Arbeit auf.
Und dann ging es Schlag auf Schlag: Im Abstand von jeweils wenigen Sekunden wies die ILS den übenden Führungsgruppen ingesamt 150 Einsatzstellen zu. Während der Einsatzleitrechner in der Leitstelle bei einem normalen Einsatzaufkommen in der Regel für jede Schadensstelle die nächstgelegenen, geeigneten Einheiten und Fahrzeuge vorschlägt, liegt deren Disposition bei einer derartigen Häufung von Einsatzstellen bei der Kreisbrandinspektion. Damit wird verhindert, dass ein immer größer werdender Kreis um das Schadensgebiet herum "ausblutet", d.h. keine Kräfte und Einsatzmittel mehr für andere, ggfs. dringendere Einsätze und den Eigenschutz ihrer Heimatgemeinden zur Verfügung stehen. Stattdessen werden nur ein Teil der Feuerwehren aus der unmittelbaren Umgebung nachalarmiert und der jeweiligen vor Ort befindlichen Feuerwehreinsatzleitung zugewiesen. Diese Aufgabe oblag den anwesenden Kreisbrandinspektoren, die dafür sorgten, dass zusätzlich schnell weitere Kräfte, gleichmäßig verteilt aus dem gesamten Landkreis, alarmiert und herangeführt wurden. Hier bediente man sich primär der Fahrzeuge, die im sogenannten "Hilfeleistungskontingent" für Einsätze in anderen Regionen Deutschlands vorgeplant sind, sowie des Wechselladersystems, mit dem in diesem Fall kurzfristig einen große Anzahl an geeigneten Pumpen und Notstromaggregaten bereitgestellt werden kann. Nach Rücksprache mit dem THW-Fachberater erfolgte auch die Alarmierung des THW-Baiersdorf mit zwei Bergungsgruppen. Zusätzlich wurden weitere Feuerwehrfahrzeuge zur Gebietsabsicherung für dringliche Einsätze vorgehalten.
Auf den Monitoren in den Einsatzleitfahrzeugen sowie auf zwei Leinwänden im Feuerwehrhaus Baiersdorf waren dabei stets alle Fahrzeuge des Landkreis mit ihrem aktuellen Status und alle Einsatzstellen, farblich getrennt nach "Einsatz notwendig", "Laufender Einsatz" und "Einsatz beendet" auf einer Lagekarte erkennbar, so dass die Führungskräfte zu jedem Zeitpunkt einen aktuellen Überblick über die Bewältigung der gesamten Lage hatten: Immer rote Punkte wechselten dabei immer schneller ihre Farbe, zunächst auf gelb und dann auf grün und zeigten unter real zugrunde gelegten Anfahrts- und Einsatzzeiten die Wirksamzeit der Einsatztaktik.
Mit diesem Konzept können auch bei mehreren Einsatzschwerpunkten im Landkreis die Kräfte bedarfsgerecht verteilt und die Disponenten der ILS, die auch noch für andere ggfs. mitbetroffene Landkreise und Städte sowie Notarzt- und Rettungsdiensteinsätze zuständig sind, wirkungsvoll entlastet werden. Das dies tatsächlich funktioniert, hatte sich bereits beim Ernstfall am 11.August gezeigt. Bei der heutigen Übung griffen noch einige, zwischenzeitlich eingeführte Verbesserungen, so dass bei der Nachbesprechung zum Übungsende auf gut fränkisch resummiert werden konnte: "Bassd!"
Bericht/Bilder: KBI Stefan Brunner, Kreisbrandinspektion ERH